14 November 2016, 10:00
Unerkannt in Flüchtlingsheimen: Was Christen alles erleben
Was eine christliche Übersetzerin in Heimen hört, ist erschreckend. Beitrag
von idea-Redaktionsleiterin Daniela Städter.
Wetzlar (kath.net/
Nur 14 Prozent der Flüchtlinge, die 2015 in Deutschland einen Asylantrag
gestellt haben, waren Christen, über 73 Prozent sind Muslime. Zuletzt gab es
verstärkt Berichte von Christen über die Diskriminierung durch Muslime in
Flüchtlingsunterkünften. Aber auch manche muslimischen Dolmetscher und
Sicherheitsdienstmitarbeiter würden Christen unter Druck setzen. Das beobachtet
eine christliche Übersetzerin, die aber nicht als Christin erkannt wird. Was
sie in den Heimen hört, ist erschreckend. Ein Beitrag von
idea-Redaktionsleiterin Daniela Städter.
Im September 2016 erreicht die Evangelische Nachrichtenagentur idea (Wetzlar) der Anruf einer langjährigen deutschen Spitzenpolitikerin. Sie habe Kontakt zu einer in der Flüchtlingshilfe engagierten Christin, die Brisantes über die Situation in deutschen Flüchtlingsheimen erzählen könne. Allerdings dürfe der Name der Frau nicht erwähnt werden. Daraufhin findet ein Gespräch in Wetzlar mit der Politikerin, einem Fachmann in Sachen Flüchtlingsfragen und der aus Eritrea stammenden 39-jährigen christlichen Übersetzerin statt. Sie spricht fließend Arabisch und arbeitete bereits in mehreren Flüchtlingsheimen als Übersetzerin – zumeist nur mit muslimischen Kollegen. Die Frau agiert dabei „undercover“. Niemand ahnt, dass sie Christin ist. Die gebürtige Eritreerin floh 1991 allein nach Deutschland. Sie ist dankbar, dass sie in ihrer neuen Heimat offen aufgenommen und vielfältig unterstützt wurde. Später will sie etwas zurückgeben und beginnt vor gut fünf Jahren, ehrenamtlich in Flüchtlingsheimen zu helfen. Seit Sommer 2016 ist sie hauptberuflich als Übersetzerin tätig. Dass sie Christin ist, erwähnt sie in den Unterkünften von Beginn an nicht. Schnell bemerkt sie aufgrund ihrer Kenntnis der arabischen Sprache: „Christen werden von muslimischen Flüchtlingen unterdrückt, eingeschüchtert und schikaniert. Das ist normal.“ Häufig bekommt niemand das Mobbing mit, von dem auch Jesiden oder homosexuelle Flüchtlinge betroffen sind.
Im September 2016 erreicht die Evangelische Nachrichtenagentur idea (Wetzlar) der Anruf einer langjährigen deutschen Spitzenpolitikerin. Sie habe Kontakt zu einer in der Flüchtlingshilfe engagierten Christin, die Brisantes über die Situation in deutschen Flüchtlingsheimen erzählen könne. Allerdings dürfe der Name der Frau nicht erwähnt werden. Daraufhin findet ein Gespräch in Wetzlar mit der Politikerin, einem Fachmann in Sachen Flüchtlingsfragen und der aus Eritrea stammenden 39-jährigen christlichen Übersetzerin statt. Sie spricht fließend Arabisch und arbeitete bereits in mehreren Flüchtlingsheimen als Übersetzerin – zumeist nur mit muslimischen Kollegen. Die Frau agiert dabei „undercover“. Niemand ahnt, dass sie Christin ist. Die gebürtige Eritreerin floh 1991 allein nach Deutschland. Sie ist dankbar, dass sie in ihrer neuen Heimat offen aufgenommen und vielfältig unterstützt wurde. Später will sie etwas zurückgeben und beginnt vor gut fünf Jahren, ehrenamtlich in Flüchtlingsheimen zu helfen. Seit Sommer 2016 ist sie hauptberuflich als Übersetzerin tätig. Dass sie Christin ist, erwähnt sie in den Unterkünften von Beginn an nicht. Schnell bemerkt sie aufgrund ihrer Kenntnis der arabischen Sprache: „Christen werden von muslimischen Flüchtlingen unterdrückt, eingeschüchtert und schikaniert. Das ist normal.“ Häufig bekommt niemand das Mobbing mit, von dem auch Jesiden oder homosexuelle Flüchtlinge betroffen sind.
Sicherheitsdienstmitarbeiter und Übersetzer sind ihren Angaben zufolge fast immer Muslime. Sie machen, sagt die 39-Jährige, auf den ersten Blick einen sehr netten Eindruck: „Sie sind zumeist hier aufgewachsen, haben oft studiert, angesehene Berufe, und sie geben sich weltoffen.“ Doch das ändere sich, sobald sie „unter sich“ seien: „Dann zeigen sie ihr wirkliches Gesicht und sagen Sätze wie ,Deutschland muss islamisiert werden’. Sie verachten unser Land und unsere Werte.“ Die junge Frau ist entsetzt und will es lange nicht wahrhaben. Sie verschweigt weiterhin, dass sie Christin ist, um mehr zu erfahren. Unter anderem besucht sie den Koranunterricht verschiedener Moscheen: „Dort wird purer Hass gegen Andersgläubige gepredigt. Die Kinder bekommen es hier in Deutschland von klein auf beigebracht.“ Ähnlich sei es in den Flüchtlingsheimen. Sie bekommt mit, wie sich muslimische Jungs weigern, mit Christen zu spielen. Die Übersetzerin versucht zu vermitteln: „Du bist Muslim, er ist Christ. Welchen Unterschied macht das denn?“ Die Fünfjährigen antworten ihr: „Mit den Christen spiele ich nicht. Meine Eltern hassen die auch.“ Die Übersetzerin erschrickt: „Sie sind vor dem Krieg nach Deutschland geflohen und müssten doch froh sein, dass ein christliches Land sie aufnimmt.“
Wir Muslime müssen mehr Kinder bekommen als die Christen
Sie versucht auch, Kontakt zu den Musliminnen aufzubauen. Viele von ihnen haben trotz ihres jungen Alters bereits mehrere Kinder. Vorsichtig will sie über Verhütungsmethoden aufklären. „Manche Frauen sagten mir dann: Wir wollen uns vermehren. Wir müssen mehr Kinder bekommen als die Christen. Nur so können wir sie vernichten.“ Als sie widerspricht und sagt, dass es doch die Christen sind, die ihnen helfen, stößt sie auf Ablehnung. Die Christen zu verteidigen, sei Sünde.
Die Macht der Dolmetscher
Die Macht der muslimischen Übersetzer hat auch die Europäische Missionsgemeinschaft (Penkun/Vorpommern) erlebt. Ihr Vorsitzender, Frank Seidler, berichtet, dass sie bei den Anhörungen beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge im Rahmen des Asylverfahrens Aussagen christlicher Flüchtlinge manchmal falsch wiedergegeben hätten. Deshalb begleite jetzt ein persischsprachiger Mitarbeiter die Flüchtlinge zu den Interviews, damit er im Notfall direkt eingreifen kann: „Seitdem läuft es besser.“ Seidler erzählt ferner von einem zum Christentum konvertierten Afghanen, der in seiner Sammelunterkunft zusammengeschlagen und sehr schwer verletzt wurde. Nachdem man ihm geholfen habe, Anzeige zu erstatten, habe es sofort Gegenanzeigen von mehreren muslimischen Flüchtlingen gegeben. Das Verfahren laufe noch, er rechne aber mit der Einstellung, weil Aussage gegen Aussage stehe: „Diesen Ablauf haben wir leider schon oft erlebt.“ Dass aber führe dazu, dass die Angreifer dächten, sie könnten sich in Deutschland alles erlauben und würden nie zur Rechenschaft gezogen, so Seidler.
Auf Christen lastet ein permanenter Druck
Ähnliche Beobachtungen macht das christliche Hilfswerk Open Doors (Kelkheim bei Frankfurt am Main). Es sei oft schwer, Vorfälle zu beweisen. „Es geht bei den Vorfällen auch nicht immer um Gewalt“, sagt der Koordinator der Pressearbeit, Ado Greve, „sondern um Benachteiligungen beispielsweise bei der Essensausgabe oder um Drohungen. Auf den Christen – insbesondere auf den Konvertiten – lastet ein permanenter Druck.“ Wenn einem Christen auf dem Flur in seiner Muttersprache gedroht werde, „Wir schneiden dir den Hals durch!“ oder „Wir werden deine Frau vergewaltigen!“, dann löse das große Ängste aus. Greve: „Die religiösen Prägungen durch den Islam in ihrer Heimat werden von den Tätern oft mitgenommen. Dies aber zu beweisen, ist meist schwierig.“ Das dürfe aber nicht dazu führen, dass man die Vorfälle nicht ernst nehme: „Es ist wichtig, den Berichten der betroffenen Christen Glauben zu schenken.“
Wenn Muslime falsch übersetzen
Auch aus Sicht des Leiters des Arbeitskreises Flüchtlinge innerhalb des Zentralrats Orientalischer Christen in Deutschland, Paulus Kurt (München), sind falsche Übersetzungen durch muslimische Dolmetscher ein Problem. Von den Flüchtlingen, die er berät, lässt er sich nach dem Interviewtermin beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge die ausgefüllten Anhörungsbögen geben, um sie gemeinsam mit den christlichen Asylsuchenden zu prüfen. Angaben zur Religion seien dort manchmal falsch – aus einem aramäischen Christen werde beispielsweise ein arabischer Muslim. Auch die Fluchtgründe würden teils ungenau und zum Nachteil der befragten Christen wiedergegeben. Merken sie dies, legen sie innerhalb der gesetzlichen Frist von zwei Wochen Widerspruch ein. Viele Flüchtlinge kannten jedoch den Ablauf bisher noch gar nicht und verpassten so die Fristen.
Christen wissen oft nicht um ihre Rechte
Laut Kurt haben die Asylsuchenden auch das Recht auf eine Rückübersetzung des auf Deutsch erstellten Fragebogens in ihre Muttersprache. Darüber informierten manche Übersetzer die Christen aber gar nicht. Den Mitarbeitern des Bundesamts hingegen teilten die Dolmetscher mit, dass der Befragte auf eine Rückübersetzung verzichtet habe: „Dadurch sinkt die Chance der Christen, hier eine langfristige Anerkennung auf Asyl zu bekommen.“ Auch in den Unterkünften sei die Sprachbarriere ein Problem: „Da wird ein Christ von einem Muslim geschlagen, weil er in der gemeinsamen Küche Schweinefleisch isst – und der Dolmetscher gibt hinterher an die Leitung weiter, dass es lediglich einen allgemeinen Streit um die Küchenbenutzung gegeben hat.“
Was niemand mitbekommt
Häufig geht es nach Angaben von zwei hessischen Flüchtlingshelferinnen des Zentralrats Orientalischer Christen in Deutschland in den Unterkünften auch um Benachteiligungen, die unbemerkt im Hintergrund ablaufen. Sie nennen z. B. die Ausgabe von Kleidungsstücken. Der Betreiber der Unterkunft stellt eine Liste mit den Flüchtlingen, die Kleidung bekommen sollen, zur Verfügung. Der Zettel wird an die Dolmetscher übergeben, die die Ausgabe in den jeweiligen Sprachen organisieren. Beim Vorlesen werde die Liste von ihnen abgeändert. Wer einen christlichen Namen hat, werde am Ende aufgerufen und müsse mit den Resten vorliebnehmen, sagen sie: „Das bekommt niemand mit.“
Der Staat geht von falschen Voraussetzungen aus
Aus Sicht des in der Flüchtlingsarbeit engagierten Wirtschaftsprüfers Thomas Günster (Fulda) handelt es sich um einen Systemfehler. Der Staat setze bei den zumeist in Deutschland aufgewachsenen muslimischen Dolmetschern eine Integration in das hiesige Wertesystem voraus, die aber gar nicht stattgefunden habe. Günster, der in engem Kontakt zu hessischen Flüchtlingshelfern steht und sie bei ihrer Arbeit unterstützt, sagt: „Es wird hier eine Unabhängigkeit vorausgesetzt, die gar nicht gegeben ist.“ Da müsse ein Umdenken stattfinden.
In Hessen gibt es positive Entwicklungen
Es gebe mittlerweile aber auch positive Entwicklungen, meint Günster, auch Vorsitzender der Diözesangruppe Fulda des Bundes Katholischer Unternehmer (BKU). So bemühe sich das hessische Innenministerium, religiöse Minderheiten vor Übergriffen zu schützen. Dazu gehöre auch, dass die Teams im Bereich des Sicherheitsdienstes und der Dolmetscher zukünftig mit Mitarbeitern unterschiedlicher Religionszugehörigkeiten besetzt werden sollen: „Die Minderheiten unter den Flüchtlingen müssen geschützt und ihre Beschwerden ernst genommen werden. Wir müssen aufpassen, dass die christlichen Flüchtlinge in Deutschland nicht noch weiter unter die Räder kommen.“
In Bremen sieht es schlechter aus
Schlechter ist die Situation in Bremen. Dort hat der Senat Ende Oktober ein neues Gewaltschutzkonzept für Flüchtlingseinrichtungen verabschiedet. Darin wird allerdings nicht auf die Situation christlicher Flüchtlinge eingegangen. Die Zielgruppe des Gewaltschutzkonzeptes sind Mädchen, Frauen und Menschen, die aufgrund ihrer sexuellen oder geschlechtlichen Identität in besonderer Weise von Gewalt bedroht seien. Die Abgeordnete in der Bremer Bürgerschaft, Sigrid Grönert (CDU), begrüßt zwar grundsätzlich das Konzept, hat aber bereits im Mai darauf aufmerksam gemacht, dass darüber hinaus auch Christen sich immer wieder von Muslimen bedrängt fühlten.
Der Bremer Senat hingegen hatte im Februar festgestellt, dass „keine Übergriffe“ auf religiöse Minderheiten bekannt seien. Grönert: „Das entspricht leider nicht der Wirklichkeit.“ Open Doors sind nach eigenen Angaben für den Zeitraum zwischen Januar 2015 und Juni 2016 neun Fälle von körperlichen Übergriffen in Bremen gemeldet worden.
Aus Angst erstatten Christen keine Anzeige
Keiner der betroffenen syrischen Christen habe Anzeige erstattet – aus Angst, dass die Situation sich weiter verschlimmern könnte. Dass Übergriffe den Behörden nicht bekannt sind, heiße eben nicht, dass es sie nicht gibt, betont Grönert, die auch stellvertretende Vorsitzende des Evangelischen Arbeitskreises der CDU in Bremen ist: „Es ist schade, dass das Thema bei uns nicht aufgegriffen wird, während ein Bundesland wie Hessen die Problematik erkannt hat. Ich wünsche mir, dass das Thema bundesweit von der Politik ernst genommen wird.“ Mit diesem Wunsch ist sie nicht allein. Der bis Ende Oktober amtierende UN-Sonderberichterstatter für Religions- und Weltanschauungsfreiheit, Prof. Heiner Bielefeldt (Erlangen), forderte Anfang November eine ehrliche Diskussion über Hinweise auf Übergriffe gegen christliche Flüchtlinge in Asylunterkünften. Es wäre ein großer Fehler der Politik, den Mantel des Schweigens darüber zu breiten, sagte Prof. Bielefeldt.
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